Weihnachtsfeier November 2011

foto:nellart@sxc.hu
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Weihnachtsgefühle?

Wir alle haben jedes Jahr aufs Neue die vermeintlich gleichen Probleme: Weihnachten steht plötzlich vor der Tür und wir überlegen uns, was wir unseren Liebsten wohl Gutes tun können.
Ich hatte mich dazu entschieden, dieses Mal auch an andere zu denken.
An Menschen, mit denen es das Schicksal nicht so gut gemeint hat. 


Mein erster Einsatz als ehrenamtliche Helferin in der Kinderkrebsklinik in Düsseldorf: Zur Unterstützung habe ich mir meinen Sohn zur Seite genommen. Irgendwie ist mir ein wenig mulmig, denn dies wird seine erste Begegnung mit Kindern sein, die nicht solch ein sorgloses Leben führen, wie er. Klar, von Krebs hat er schon mal etwas im Fernsehen gehört, aber wie sehr berührt ihn das? Bei unserer Ankunft werden wir herzlichst begrüßt. Es ist 12.00 Uhr und der Start der Feier ist erst für 14.00 Uhr geplant. Frau Hamann bittet mich, die Weihnachts-Deko, die alle Kinder auf der Station selbst gebastelt haben, an der Decke zu befestigen. Mit einem Lächeln teilt sie mir noch ergänzend mit, dass ich mit meiner "Größe" dafür hervorragend geeignet wäre, da die große Leiter zurzeit nicht auffindbar ist ;-)) 

Wir machen uns also an das Werk. Mein Sohn reicht mir die einzelnen "Bastelarbeiten" an, als sich ein Mädchen (5 Jahre) und ihre Mutter zu uns gesellen. Schüchtern sieht die Kleine uns fast 5 Minuten zu und sagt keinen Ton. Sie hat nur den Daumen im Mund. Mein Sohn fasst sich ein Herz und bittet sie, den nächsten Stern auszusuchen, den ich an die Decke hängen möge.

Verlegen schaut sie ihre Mutter an, die ihr mit einem Kopfnicken ihre Zustimmung gibt - und ab da arbeiten wir zu dritt.

Nach einiger Zeit fragt mein Sohn die Mutter der Kleinen, von welcher Firma Sie denn wäre. Die Mutter lächelt und sagt: Wir sind von keiner Firma, meine Tochter ist Patientin hier auf der Station: Sie hat Leukämie. Mein Sohn wechselt ungläubige Blicke zwischen der Kleinen und ihrer Mutter und antwortet: Aber sie sieht doch ganz normal aus und ist doch noch so klein. Liebevoll erklärt sie, dass heute ihr erster Tag ohne Chemo sei und dass die Krankheit erst vor zwei Wochen festgestellt worden sei.

 

Mir fehlen die Worte. Mein Sohn sieht mich fragend an und ich überlege, was wohl gerade in ihm vorgeht. Wir sind wohl beide froh, dass wir sie für eine kurze Zeit von ihrem Leiden ablenken konnten. Mittlerweile ist es 14.00 Uhr. Aus den Aufzügen und von den Stationen strömen Eltern, Verwandte, Freunde und Klinikpersonal in die Gänge, sehen sich um, was es diesmal alles zu entdecken gibt. Sie futtern Kekse, basteln, spielen oder sehen sich eine Vorstellung des Kasperle-Theaters an.

 

Überall fröhliche Menschen und lachende Kindergesichter - das sind echte Weihnachtsgefühle. Und was bedürfte es dafür? Lediglich etwas Zeit und das Verständnis, auch ohne viel Geld etwas erreicht zu haben.

 

Nächstes Jahr bin ich auf jeden Fall wieder dabei...!

 

Eure Andrea